3. Juni 2011

Addio Cavaliere!

Oh mein Italien! Als Pensionsanspruchsberechtigter bei der italienischen "GKK" mache ich mir zwar keine Sorgen um die ebd. verweilenden Ansprüche, werfe aber immer wieder gerne einen Blick über den Alpenhauptkamm nach Süden. Flattert mir doch kürzlich ein volantino ins Haus, mit der Bitte um Vervielfältigung:

Am 12./13. Juni findet wieder einmal ein Referendum statt - und hätte ich gleich drei Daumen, würde ich sie alle gaaaaanz fest drücken. Schließlich ist so ein italienisches Referendum kein Synonym für eine österreichische Volksabstimmung - ganz im Gegenteil: allen politischen Mängeln zum Trotz pflegen die Italiener eine lange Tradition der Mitsprache - ein Referendum wird faktisch noch am selben Tag Gesetz, wenn eine qualifizierte Mehrheit der Bevölkerung dafür gestimmt hat!

Im Detail wird zu folgenden Themen abgestimmt:

1. Daumen hoch: für den Ausstieg aus der Kernenergie. Nach der Schweiz und Deutschland kommt vielleicht auch das große Umdenken in Italien? Nach Tschernobyl hatte schon einmal ein Referendum in Italien stattgefunden und der Ausstieg wurde mehrheitlich angenommen. 2009 beschloss dann die Mitte-Rechts-Regierung (ähnlich wie in Dt.land) den Ausstieg vom Ausstieg, und plante die Errichtung 4 neuer Anlagen. Wollen wir hoffen, dass es nun doch nicht mehr dazu kommt!

2. Daumen hoch: für die Sicherung des Wassers als öffentliches Gut. Es gab und gibt ja auch schon bei uns Bestrebungen der Wirtschaft, sich dieses Gutes zu bemächtigen. Umso mehr natürlich in Italien, das nicht ganz so gesegnet ist mit Trinkwasservorkommen. Wenn man die Regale in den italienischen Supermärkten abläuft, fällt schon auf, was es bedeutet, wenn das Leitungswasser nur mehr zum Kochen, Waschen und fürs WC ausreichend sauber ist... Übrigens: im Volksmund nennt man die öffentlichen Brunnen "acqua del sindaco" = Bürgermeisterwasser :)

3. Daumen hoch: so richtig "unösterreichisch" wird es, was die Abstimmung zur "Gleichbehandlung vor dem Gesetz" betrifft. Da entlädt sich Volkes Zorn über einen Berlusconi, seine Eskapaden und die faktische Unantastbarkeit. Ob so eine Abstimmung hierzulande Erfolg haben könnte, sehe ich eher negativ: unsere Politschlawiner sind ja zu schön, zu reich und zu jung, als dass man sie wie jeden normalen Menschen vor Gericht zerren würde. Obwohl, auch die Italiener haben lange zugewartet - und dem lieben Karl-Heinz rückt man mittlerweile tatsächlich auf die Pelle...

Nun bin ich zwar überzeugter Europäer und der italienischen Sprache durchaus mächtig, aber abstimmen müssen unsere südlichen Nachbarn ohne mein Zutun, ich mach einfach ein wenig Werbung :) - dem Flugzettel nach darf das italienische Fernsehen nämlich keine Referenden propagieren !? Andererseits, wen wundert das, wenn das Staatsoberhaupt die Hand auf öffentlichen UND privatem Rundfunk hat. Da hat der Vorstoß zur Aufhebung der Immunität gleich einen besonderen Beigeschmack: In bocca al lupo, Italia - e addio Cavaliere!

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